Trotz steigender Sorgen vor einem Abschwung sinkt der Leerstand in der Frankfurter Innenstadt und dem Bankenviertel deutlich. Die Mieten steigen kräftig.
Obwohl viele Unternehmen nicht mehr so zuversichtlich in die Zukunft blicken wie vor einiger Zeit, bleiben Büros in Frankfurt sehr begehrt. Nach Zahlen verschiedener Maklerhäuser sind in der ersten Hälfte des Jahres bereits deutlich mehr als 250 000 Quadratmeter Bürofläche neu vermietet worden. Das ist ein Spitzenwert.
Dabei registrierten die Marktbeobachter nur einen einzigen großen Deal, bei dem sich die Fazit-Stiftung, Eigentümer der „FAZ“, 24 000 Quadratmeter Fläche in einem Hochhaus sicherte, das im Europaviertel entstehen wird. Dafür gab es nach Zahlen des Maklerhauses JLL erstmals in den vergangenen zehn Jahren mehr als 350 Neuvermietungen. Dort geht man davon aus, dass im laufenden Jahr 575 000 Quadratmeter Büros neu vermietet werden könnten. Wie im vergangenen Jahr spielen dabei Unternehmen wie Wework, die Flächen anmieten und dann untervermieten, eine große Rolle.
Leerstandsquote im Bankenviertel gering
Zwar stehen trotz anhaltender Umwandlung von Büroraum in Wohnungen riesige Büroflächen im Frankfurter Stadtgebiet leer. Bei Colliers etwa spricht man von 940 000 Quadratmetern. Der Leerstand ist in den vergangenen Jahren allerdings stark gesunken – und das dürfte sich nach Prognosen der Marktbeobachter fortsetzen, Bei BNP Paribas Real Estate etwa hält man „die Flächenknappheit in den zentralen stark nachgefragten Lagen“ bereits für das größte Problem des Frankfurter Büromarkts. So liege die Leerstandsquote im Bankenviertel inzwischen nur noch bei 2,7 Prozent.
Mittlerweile überböten sich Unternehmen bei der Bewerbung für ein und dieselbe Fläche im Central Business District, sagt Lukas Kasperczyk, Managing Partner bei Knight Frank. Entsprechend kräftig stiegen die Mieten in der Frankfurter Innenstadt.
Bei BNP etwa sieht man den Höchstmietpreis inzwischen bei 43 Euro pro Quadratmeter. Das sind 4,50 Euro mehr als im Vorjahreszeitraum. Auch die Durchschnittsmiete sei, auf nun 18,30 Euro pro Quadratmeter, kräftig gestiegen, heißt es. Und diese Entwicklung dürfte sich nach Einschätzung der Makler fortsetzen.
Zwar wird auch im Bankenviertel kräftig gebaut, wachsen weithin sichtbar die Hochhäuser Marienturm an der Taunusanlage und Omniturm an der Großen Gallusstraße in die Höhe. Doch zuletzt wurden vergleichsweise geringe Flächen erstellt, und von diesen war ein großer Prozentsatz bereits früh vorvermietet.
Für Investoren wird Frankfurt nach Einschätzung von Colliers angesichts des sinkenden Leerstands und möglicher weiterer Mietsteigerungen noch attraktiver. Zuletzt bauten nach Beobachtungen des Maklerhauses internationale Investoren ihren Marktanteil in Frankfurt weiter aus. So ging etwa der im Bahnhofsviertel gelegene Büroturm Gallileo an das in Singapur ansässige Unternehmen Capitaland und dessen Fonds Capitaland Commercial Trust.
Viele hochrangige Immobilien in der Frankfurter Innenstadt
Bei JLL hält man es für möglich, dass dieses Jahr erstmals für mehr als acht Milliarden Euro Gewerbeimmobilien in Frankfurt gekauft werden. Zuletzt wechselten außer dem Gallileo etwa das Areal des früheren Polizeipräsidiums, das Behördenzentrum im Gutleutviertel, das Bürohaus Theodor-Stern-Kai 1 und ein Baugrundstück für ein Hochhaus im Bankenviertel den Besitzer. Noch seien die Auswirkungen der angesichts vielfältiger politischer Unwägbarkeiten und konjunktureller Risiken vorhandenen Sorgen nicht zu spüren, sagt Christian Lanfer, Team Leader Office Investment bei JLL Frankfurt. Eigentümer verkauften allerdings lieber heute als morgen, um die Gunst der guten Marktlage mitzunehmen.