Dank eines Förderprogramms können im Frankfurter Stadtteil Fechenheim Künstler befristet in ungenutzte Läden einziehen, Kreativität gegen den Leerstand. Die örtliche Einkaufsmeile soll profitieren.

Das Schaufenster sticht aus der Reihe der Ladenfronten an der Straße Alt-Fechenheim heraus. Die Einkaufsmeile ist von der Apotheke, Bäckern, Friseuren, einem Lebensmittelmarkt und einem Möbelgeschäft geprägt, einige Läden stehen leer. Für das neue Geschäft „Work/Shop“ im Haus Nummer 89 wirbt keine Leuchtreklame, lediglich ein Plakat mit der Aufschrift „Quartier Machen“ und ein Banner, das im Laden gespannt ist, geben Hinweise auf die neue Nutzung der 100Quadratmeter großen ehemaligen Metzgerei.

Passanten bleiben verwundert stehen, blicken durchs Schaufenster. Manche wagten auch den Schritt herein, sagt Marco Poblete. Genauso wie sein Partner Robin Klußmann ist er Designer. Die beiden 31 Jahre alten Männer haben vor kurzem ihr Studium der Visuellen Kommunikation an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach abgeschlossen und sorgen nun für Kreativität. Im Fechenheimer Ladenlokal betreiben sie nun eine Werkstatt, bieten Kurse an und ermöglichen den Teilnehmern, ihre Werke im Laden zu verkaufen. „Ein Work-Shop eben“, sagt Poblete.

Der Blick nach Höchst

Ende Juni haben sie das Geschäft bezogen, in dessen vorderem Teil lediglich zwei Schreibtische stehen. In den hinteren Räumen ist eine kleine Werkstatt eingerichtet. Ermöglicht wird der Design-Laden von der städtischen Leerstands-Agentur Radar und dem von Bund, Land und Stadt getragenen Förderprogramm „Aktive Kernbereiche“, an dem Fechenheim als einziger Frankfurter Stadtteil seit 2008 teilnimmt.
Die Agentur Radar versucht im Auftrag der Stadt leerstehende Büro- und Gewerbeimmobilien günstig an Künstler und Kreative zu vermitteln. Zumeist sei zunächst eine befristete Zwischennutzung angestrebt, sagt Radar-Mitarbeiter Jakob Sturm.

In Fechenheim, wo seit geraumer Zeit Immobilien leer stehen, werde nun mit dem Projekt „Quartier Machen“ versucht, der sukzessiven Auflösung des Einkaufsstandorts entgegenzuwirken. Für jeweils ein Vierteljahr würden freie Geschäfte für Künstler gemietet. Derzeit seien vier Läden ungenutzt, sagt Sturm. Sie könnten ebenso an Künstler vermittelt werden. Diese erhalten nach Angaben von Sturm für drei Monate ein Produktionsbudget von 500 0Euro; den Hauseigentümern werde 2000 Euro Miete gezahlt.

Den Leerständen soll entgegenwirkt und die Einkaufsmeile mit Ateliers und anderen Kreativ-Projekten interessanter gemacht werden. Auch könnten dem Stadtteil neue Impulse gegeben werden, meint Sturm. Allerdings hätten viele Eigentümer gegenüber solchen Zwischennutzungen Vorbehalte und seien auch skeptisch, was die Erfolgsaussichten von Ateliers und Werkstätten betreffe.

Kreativität – Fünf Workshops in Buchbinderei und Siebdruck

Dass das Konzept funktioniere, zeige der Blick nach Höchst. Im Zentrum des westlichen Stadtteils, insbesondere an der Bolongarostraße, konnten mehrere Läden umgenutzt werden. Gastspiele von Künstlern und Kreativen mündeten dort gar in Dauermietverträge. Der Erfolg sei auch am östlichen Stadtrand möglich, meint Sturm. Für Fechenheim war in der Vergangenheit wiederholt von Politikern, aber auch Stadtplanern angeregt worden, Kreativen die Ansiedlung zu erleichtern, um das Quartier zu beleben. Dies geschah auch mit Blick auf die Nähe zur Hochschule für Gestaltung. Deren Absolventen könne so nahe ihrer Lehrstätte ein künstlerisches Umfeld und ein Standort geboten werden.

Der Weg für die Ansiedlung einer Kreativ-Szene kann nun mit Unterstützung des Programms „Aktive Kernbereiche“ bereitet werden. Das Förderprogramm bemüht sich mit städtebaulichen, aber auch mit kulturellen und künstlerischen Initiativen das Ortszentrum von Fechenheim aufzuwerten. Mehrere Millionen Euro wurden bisher in den Stadtteil investiert. Über das Förderbudget werde nun auch das Projekt „Quartier Machen“ finanziert.

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